Ein edler Duft oder doch nur Anstinken gegen das System? An Patchouli scheiden sich die Geister. Doch dieses polarisierende Öl ist viel mehr eine mystische Essenz als nur ein Duft.
Botanik
Der Begriff Patchouli, auch Pogostemon cablin, umfasst eine Gattung von 40 bis 90 Pflanzen, die in den tropischen Gebieten Afrikas und Asiens beheimatet sind. Sie gehören zur Gattung der Lippenblütengewächse und tragen behaarte, gezahnte Laubblätter sowie Früchte oder Nüsschen. Das Öl wird vor allem aus dem Indischen oder dem Javanischen Patchouli gewonnen, welche dort gezielt angebaut werden.
Inhaltsstoffe
Aus den getrockneten und fermentierten Blättern wird durch Wasserdampfdestillation das Patchouli-Öl gewonnen. Diese liefern eine relativ große Menge an ätherischem Öl, für einen Liter des Öls benötigt man etwa 50 Kilo der Pflanze. Dieses Öl beinhaltet eine ganze Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, denen eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt wird. Diese sind Flavonoide, Glykoside, Triterpene und zu einem großen Teil Sesquiterpenalkohol, der laut einer Studie¹ nachgewiesenermaßen 99,8% der Influenza-A-Viren abtötet.
Anwendung
Das Öl als Heilmittel
Patchouli hat eine antifungale, antivirale und bakterienhemmende Wirkung und verbindet dadurch eine lange Tradition in der Heilkunde mit Pflanzen. Außerdem wird das ätherische Öl zur Abwehr von Insekten, aber auch als Aphrodisiakum verwendet. Es soll auf die Hypophyse wirken und zur Ausschüttung von Endorphinen führen. Zudem enthält es keine Allergene und ist somit sehr verträglich.
Wirkung auf der Haut
Patchouli Öl wird äußerlich verdünnt angewendet und wirkt wundheilend. Es wird bei Hauterkrankungen, wie beispielsweise Neurodermitis, Akne oder Cellulite angewendet, kann aber auch innerlich als Mundwasser bei vielerlei Mundkrankheiten helfen. Auch in Kosmetik, besonders in Anti Aging Produkten, findet es Verwendung, da es einen hautpflegenden und regenerierenden Effekt zeigt. Wegen seiner breiten Wirkung wird Patchouli auch in Hautreinigungsprodukten verwendet, auch hierbei kann von seiner antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung profitiert werden. Für gute Laune und gegen Hautirritationen können ein paar Tropfen zum Badewasser hinzugegeben werden. Außerdem wirkt es durch Zugabe in einem Fußbad gegen Fußpilz und gegen die Bakterien, die zu Schweißfüßen führen.
Innere Anwendung
Das Öl kann auch innerlich verwendet werden und wirkt dabei fiebersenkend, kann aber auch gegen Depressionen und innere Unruhe helfen. Ebenfalls gegen Verstopfungen und Verdauungsstörungen soll es Wirkung zeigen. Zusätzlich kann Patchouli-Öl inhaliert oder eingeatmet werden. Durch riechen an dem Öl selbst, aber auch durch Räucherung der Pflanze, hilft es bei Müdigkeit und Nervosität.
Aromatherapie
In der Aromatherapie wird das ätherische Öl angewendet, um Ausgeglichenheit und Wohlbefinden zu vermitteln. Durch das Einatmen des Aromas werden Botschaften an das limbische System des Gehirns, in dem die Emotionen gesteuert werden, gesendet und es wird deshalb gegen Angstzustände, Schlafstörungen und um Stress zu reduzieren, angewandt. Zudem soll das Öl einen ausgleichenden Effekt auf das weibliche Hormonsystem haben.
Duft
Patchouli Duft ist schwer und lang anhaltend. Die Basisnote ist erdig, holzig-herb, gefolgt von einer süssen, leicht balsamischen Note. Patchouli hat einen geheimnisvollen, unverkennbaren Duft.
Bis vor 100 Jahren rochen Kaschmir- und andere Wollerzeugnisse nach Patchouli, da es eine Insekten abwehrende Wirkung hat. Der Duft wird immer noch mit der Hippie-Bewegung und Flower-Power-Kultur der 1960er-Jahre in Verbindung gebracht, weil so auch eine riechbare Abgrenzung zum Establishment geschaffen wurde. Dieser ist heutzutage in der Feinparfümerie sehr beliebt, da er als Basis aufgenommen wird, ist aber ebenso ein guter Luftreiniger. Wenn das Öl etwas gereift ist oder mit anderen ätherischen Ölen ergänzt wurde, wird sein Duft milder.
Wir verwenden das Öl aufgrund seiner hautpflegenden Wirkung und der tiefgründigen Basisnote in der Salzseife Aktivkohle Lavendel-Patchouli und der Rasierseife Muskat.
Quellen: ¹Kiyohara, Hiroaki u.a.: Patchouli alcohol: in vitro direct anti-influenza virus sesquiterpene in Pogostemon cablin Benth, Journal of natural medicines vol. 66,1 (2012), 55-61.
Text von: Franziska Bohland, Rebekka Kratz
Bild von: sorsillo