Natürliche vs Chemische Zeckenschutzmittel

Mit den warmen Temperaturen und dem sommerlichen Wetter kommen leider auch jedes Jahr die Zecken, die besonders für unsere Haustiere nervig, aber auch schnell durch übertragene Krankheiten gefährlich werden können. Häufig werden dann Spot-on-Mittel oder Halsbänder verschrieben, die Nervengifte enthalten, die die Parasiten fernhalten sollen. Tierärzte empfehlen systemische Insektizide, die zwar wirksam sind, aber Nebenwirkungen auf den Verdauungstrakt haben da sie in Tablettenform ins Futter gemischt werden. Dies bedeutet aber auch, dass das Tier über einen langen Zeitraum diesen toxischen Stoffen ausgesetzt ist. Aus diesem Grund suchen Besitzer zunehmend nach natürlichen Abwehrmitteln, die ihren Haustieren nicht schaden, sie aber trotzdem effektiv schützen.
Welche natürlichen Mittel gibt es?
Bei natürlichem Zeckenschutz kann man zwischen Mitteln zur äußerlichen und innerlichen Anwendung unterscheiden. Zur äußeren Anwendung zählt das Verwenden von Ölen, die in das Fell oder auf die Haut aufgetragen werden. Da Zecken ihre Beute durch Blut oder Schweiß schon von Weitem riechen können, lenken ätherische Öle durch ihren hoch konzentrierten Duft hiervon ab und riechen zu dem abschreckend, irritierend und betäubend für die unerwünschten Krabbeltiere. Bei der inneren Anwendung verändern die verwendeten Mittel bestimmte Geruchskomponenten des Körpergeruchs, besonders den Schweiß, wodurch das Tier dann wiederum abstoßend für Parasiten riecht.
Äußere Anwendung
Ätherische Öle gegen Zecken
Bei der Abwehr von Zecken stellten sich ätherische Öle als wirkungsvollstes Mittel heraus. Diese müssen Linalylacetat, Linalool, Geraniol, Cineol oder Campher enthalten, um eine abweisende Wirkung auf Zecken zu haben. Hierbei sind Patchouli, Eukalyptus, Teebaumöl, Lavendel, Zitronengras, Wacholder, Grapefruit, Pfefferminze und einige weitere zu empfehlen. Diese sollten in der Anwendung auf Haut oder Fell jedoch stets mit Mandel-, Jojoba- oder Kokosöl gemischt werden, um Reizungen zu verhindern. In einigen Naturseifen sind diese ätherische Öle und Pflanzenöle enthalten und können für die Fellwäsche verwendet werden. Das Öl trocknet den Chitinpanzer von Zecken und Flöhen auch aus, wenn es als Direktspray, Spot-on oder Halsband verwendet wird.
Wirkstofföl – Neemöl
Neemöl oder Niemöl wird traditionell in der ayurvedischen Medizin als Haut- und Fellpflege für Mensch und Tier verwendet, da es eine pflegende Schutzschicht über Haut, Haare und Fell legt. Aufgrund seiner desinfizierenden und wundheilenden Eigenschaften wird es in Pflegeprodukten bei Hautproblemen wie Ekzemen, Schuppen oder Neurodermitis als Zusatz verwendet. Tierfell, das mit Neemöl geschützt wird, bietet keinen attraktiven Lebensraum mehr für Flöhe, Läuse oder Zecken. Hierbei spielt der Wirkstoff Azadirachtin aus der Gruppe der Terpene eine Schlüsselrolle, der zusammen mit Bitterstoffen und Flavonoiden die Schädliche schwächt und ihnen den Appetit verdirbt.
Allrounder – Kokosöl

Auch der Geruch von Kokosöl allein ist für Parasiten sehr abschreckend, dabei wirkt die enthaltene Laurinsäure. Eine Studie zeigte, dass diese Wirkung bis zu sechs Stunden anhalten kann.1 Kokosöl ist wegen seiner Konsistenz eher für Tiere mit kurzem Fell geeignet und besonders bei Katzen zu empfehlen, da von einer Verwendung von ätherischen Ölen stark abgeraten wird. Diese können für Katzen giftig sein, wenn sie bei der Fellpflege aufgenommen werden.
Bernstein und Keramik
Neben den genannten Ölen sollen auch Bernstein und Keramik Haustiere von Parasiten befreit halten. Bernsteinketten aus unbearbeitetem echtem Rohbernstein können durch den Harzgeruch und die elektrostatische Aufladung ebenfalls Zecken abwehren. Diese muss ständig getragen werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch Ketten oder Halsbänder aus Keramik können diesen Effekt erzielen, wenn effektive Mikroorganismen in Tonröhrchen eingebrannt und dann in diese eingearbeitet werden. Diese Mikroorganismen, meistens Bakterien und Hefepilze, sorgen für ein bestimmtes Milieu, da es regenerative Informationen und Schwingungen auf die Umgebung übertragen und abschreckend auf die lästigen Insekten wirken. Hierzu gibt es bislang aber noch keine Studien.
Innere Anwendung
Bierhefe
Bierhefe kann zur Abwehr von Zecken, Milben und Flöhen bei Katzen, Hunden und Pferden eingesetzt werden. Es ist ein Naturprodukt, das bei der Bierherstellung entsteht. Die Wirkung wird auf den hohen Gehalt an den primär enthaltenen B-Vitaminen zurückgeführt. Bei regelmäßiger Einnahme soll Bierhefe den Eigengeruch derart verändern, dass Zecken nicht mehr so stark angezogen werden. Grundsätzlich ist die Bierhefe bei angemessener Dosierung ein gut verträglicher Zeckenschutz. Eine Überdosierung kann leichte Magen-Darm-Probleme verursachen. Aus diesem Grund ist es ratsam, mit einer niedrigen Menge zu beginnen, um sich langsam heranzutasten und die Dosis allmählich zu steigern. Für Hunde und Katzen wird empfohlen, etwa 1 Gramm pro 10 kg Körpergewicht zu füttern.

Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt. Es basiert lediglich auf unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen. Einen 100%igen Schutz kann man mit diesem Produkt allein nicht erreichen. Kombiniert mit anderen Mitteln ist diese Methode erfolgsversprechender.
Schwarzkümmelöl
Schwarzkümmelöl ist ein Naturprodukt, das seit langem als Heilmittel eingesetzt wird. Wichtig! Für Katzen ist es unverträglich. Erstmals entdeckt wurde die positive Wirkung 2014 vom Regensburger Gymnasiasten Alexander Betz. Nachdem er seinem Hund Schwarzkümmelöl in sein Futter beigemischt hatte, befielen ihn die Zecken weniger als zuvor. Vermutlich sind die in dem ätherischen Öl enthaltenen Stoffe für die zeckenabweisende Wirkung verantwortlich. Um welche es sich dabei handelt, ist zurzeit noch Teil der wissenschaftlichen Forschung. Beispiele sind Carvacrol und Thymol. In Tests erwiesen sich beide Stoffe als insektenabweisend.2 Zur innerlichen Anwendung können einige Tropfen des Öls direkt ins Futter gegeben werden. Es gibt alternativ einige Leckerlis für Hunde, die bereits Schwarzkümmelöl enthalten.
Zistrose
Die Zistrose (Cistus) ist eine alte traditionelle Heilpflanze, deren Verwendung bis in die Antike zurückreicht. Sie wächst in Form eines Strauches und ist im Mittelmeerraum beheimatet. Die sonnenliebende Zistrose kann in Kapselform verabreicht oder als Tee zubereitet werden. Die antiparasitären Wirkstoffe finden sich vor allem im Kraut wieder. Der hohe Gehalt an Polyphenol, Flavonoiden und Harzen sollen für einen charakteristischen Geruch sorgen, den die kleinen Blutsauger lieber meiden. Darüber hinaus kann Cistus das Immunsystem stärken. Gesunde Hunde mit starken Abwehrkräften sind weniger anfällig für Zecken als Geschwächte.

Eine private Studie des Teams der Heilsam Praxis Esch in St. Augustin zeigte eindeutige Ergebnisse. Involviert waren insgesamt 48 Hunde. Über einen Zeitraum von 20 Tagen erhielten 32 von ihnen eine Zistrose Tablette pro Tag, 10 Hunden wurde ein chemisches Zeckenschutzmittel verabreicht und die restlichen 6 blieben ohne Behandlung. Der Zeckenbefall bei den unbehandelten Hunden lag im Durchschnitt bei jeweils 150. Die Anzahl der Zecken der chemisch behandelten Hunde, war zwar deutlich reduziert, jedoch nicht vergleichbar mit jenen, die mit Cistus behandelt wurden. Bereits nach den ersten 5 Tagen zeigten sich signifikante Unterschiede. Hier wurden nach 20 Tagen im Durchschnitt nur noch 0-2 Zecken gefunden, die sich zudem leicht entfernen ließen. Die Durchführung dieser Studie beruht zwar nicht auf wissenschaftlichem Niveau, die Ergebnisse jedoch sind beeindruckend.
Quellen:
1Schwantes, Ulrich et al: Prevention of infectious tick-borne diseases in humans. Comparative studies of the repellency of different dodecanoic acid-formulations against Ixodes ricinus ticks, in: Parasites & vectors, 1 (2008).
2Tabari, Mohaddeseh Abouhosseini et al: Toxic and repellent activity of selected monoterpenoids (thymol, carvacrol and linalool) against the castor bean tick, Ixodes ricinus (Acari: Ixodidae), in: Veterinary Parasitology, 245 (2017), S. 86-91.
Text: Franziska Bohland, Rebekka Kratz
Bild: malinois (via pixabay), gokalpiscan (via pixabay), Dana Tentis (via pexels), Pascal Bondis (via pixabay)